Wenn aus 2 Wochen 3 Monate werden.. 

Corona hat das Leben vieler Menschen durcheinander gebracht – so auch meins. Für mich sollte es letztes Jahr nach Amerika gehen um dort meinen Traumjob auszuüben. Leider musste dies auf einen unbestimmten Zeitraum verschoben werden. Job und Wohnung waren bereits gekündigt. Es schien alles sehr hoffnungslos und ich war mit der Situation völlig überfordert. Doch wieso nicht einfach das positive sehen und die freie Zeit nutzen? 

Schon während meiner Schulzeit stand „aktiv im Auslandstierschutz tätig sein“ auf der Liste, mit den Dingen die ich in meinen Leben noch unbedingt tun möchte. Ich erinner mich noch ganz genau, wie ich mit 14 das Internet durchforschte und nach Möglichkeiten gesucht habe dies umzusetzen. Fast 10 Jahre später habe ich mir diesen Wunsch erfüllt und meine freie Zeit sinnvoll genutzt.

Von der Streunerhilfe e.V hat meine Familie bereits vor 15 Jahren unsere erste Hündin adoptiert. Kurz darauf folgte unser Zweithund. Durch unsere Fellnasen kennt meine Mutter Michael und auch Ingrid bereits sehr gut. Ich bis dato nur vom Schreiben. Trotzdem setzte ich mich nach einem kurzen Chat mit Michael wenige Tage später in den Flieger. Gepackt für zwei Wochen Rumänien. Ich wusste nicht wirklich was mich erwartet. Mental habe ich mich auf sehr viel Leid eingestellt, kranke und abgemagerte Hunde, arbeiten im Dreck und keinerlei Freizeit. 

Nach wenigen Tagen wurde schnell klar – all meine Sorgen waren umsonst. Natürlich ist die Situation in Rumänien wirklich nicht schön. Viele Hunde an den Straßen, davon einige sehr abgemagert oder bereits tot gefahren. Umso schöner ist es, wie vielen Hunden Dank der Streunerhilfe geholfen wird. Der Shelter in der kleinen abgelegenen Stadt Babana ist wirklich ein Hundeparadies. Sandra, Jörg & Michael geben täglich ihr bestes für die Hunde. 

Die Gehege werden morgens, mittags & abends von den Häufchen befreit. Dazu werden sie jeden Tag mit einem Hochdruckreiniger ausgespritzt. Jeder Hund der hier ankommt wird sofort entwurmt, auf Krankheiten getestet, gechipt und im richtigen Alter kastriert. Natürlich erhält jeder einen liebevollen Namen und bekommt eine menge Kuscheleinheiten. Sogar ein separates Spielgehege ist für die Fellnasen vorhanden.  Notfälle dürfen bei Sandra mit ins Haus ziehen – daher sind Nachtschichten nicht selten. 

Somit war das Bild in meinem Kopf von einem dreckigen, stinkenden Shelter mit kranken und abgemagerten Hunden schnell gelöscht. Natürlich werden immer wieder schwache Hunde gerettet, in der Regel sind diese aber nach wenigen Wochen in Michaels Shelter wieder fit. Doch leider kommt die Hilfe für manche Fellnasen zu spät & die Mäuse überleben es trotz medizinischer Versorgung nicht. Für jeden einzelnen zu früh gegangenen Hund fließen hier Tränen. Auch während meiner Zeit im Shelter musste wir Hunde über die Regenbogenbrücke gehen lassen, vor allem während dem Parvovirose Ausbruch.. 

Anfangs war es für mich sehr schwer „einfach so“ weiter zu machen, nachdem wir Hunde begraben mussten. Doch wie viele Fellnasen würden keine Chance auf ein tolles Leben bekommen, wenn wir deswegen aufgeben würden? Freude & Trauer liegt hier so nah beieinander und jeder Tag ist eine Achterbahn der Gefühle. Am Ende zählen die Hunde, die jeden Freitag in den Transporter Richtung Deutschland steigen & dank dem Team in Rumänien und der Streunerhilfe, ein glückliches Leben in der ganz eigenen Familie führen dürfen. 

Sandra, Jörg & Michael wurden schon nach wenigen Tagen wie eine kleine Familie für mich und den Alltag mit Häufchen wegkratzen und Straßenhunde füttern wollte ich noch nicht so schnell wieder aufgeben. Also habe ich mich spontan dazu entschieden einfach länger zu bleiben. Dann wurden aus geplanten 2 Wochen mal eben 3 Monate Rumänien. Ich bereue keinen einzigen Tag!

Es gibt etliche Vorurteile dem Tierschutz in Rumänien gegenüber & ich bin mir sicher, dass es auch einige schwarze Schafe unter den Vereinen gibt. Ich weiß auch, dass nicht alle Shelter so sauber und liebevoll geführt werden, wie der von Michael. Nach meinen 3 monatigen Aufenthalt kann ich jedoch mit besten Gewissen die Streunerhilfe e.V weiterempfehlen und bezeugen, dass hier wirklich alles für die Hunde getan wird und das wohl der Tiere an erster Stelle steht. 

Fakt ist, so schnell kriegt der Verein mich nicht mehr los. Meine Sachen habe ich nämlich direkt für den nächsten Besuch schon dort gelassen und ich würde am liebsten gleich morgen wieder los. 

Danke, dass ich euch besuchen durfte. Es war die spontanste, aber auch beste Entscheidung meines Lebens 🙂

Bis ganz bald

– Kimberly